Rekonstruktion der Kunstsammlung von Hugo Helbing
Ziel des Projekts ist die umfassende Rekonstruktion der Kunstsammlung des bedeutenden Münchener Kunsthändlers und Sammlers Hugo Helbing, der 1938 im Zuge der Novemberpogrome von den Nationalsozialisten ermordet wurde. Im Fokus steht dabei nicht nur die Klärung des Verbleibs der Werke aus seiner privaten Sammlung, sondern auch die Untersuchung der Netzwerke von Sammlern und Kunsthändlern, in denen sich Helbing vor und nach 1933 bewegte.
Hugo Helbing, einst einer der führenden Kunsthändler und Auktionatoren Europas, ist heute – nicht zuletzt aufgrund seines tragischen Schicksals im nationalsozialistischen Deutschland – nur noch einem Fachpublikum bekannt. Bis 1935 prägte er maßgeblich den europäischen Kunsthandel und baute in dieser Zeit auch eine bemerkenswerte Privatsammlung auf.
Die systematische Verfolgung Helbings als Jude ab 1933 führte zu einem drastischen Einschnitt in seiner beruflichen Tätigkeit und mündete schließlich in seinem gewaltsamen Tod. Viele Aspekte der sogenannten „Arisierung“ seiner Firma sowie der Enteignung seiner privaten Kunstsammlung sind bis heute ungeklärt.
Eine Quantifizierung von Helbings Sammlung wurde bislang nicht unternommen. Dank der zahlreichen erhaltenen, annotierten Handexemplare der Auktionskataloge, die Hinweise auf Eigenkäufe und Bestände enthalten, ist dies inzwischen jedoch möglich.
Die Größe der Sammlung lässt sich nicht nur durch zeitgenössische Quellen und Aussagen seiner Witwe Lydia Helbing im Rahmen des Wiedergutmachungsverfahrens belegen, sondern auch durch persönliche Erinnerungen von Ilse Auerbach-Nathan (1923–2022), die regelmäßig bei ihrem Großonkel Hugo Helbing zum Mittagessen eingeladen war. Sie erinnert sich noch heute eindeutig an die Vielzahl an Kunstwerken, insbesondere Gemälden, in dessen Wohnung. Darüber hinaus ist anzunehmen, dass sich weitere Teile der Sammlung in Helbings Landhaus in Untergrainau befanden.
Das Projekt kann auf den umfangreichen und richtungsweisenden Forschungen von Prof. Dr. Meike Hopp Adolf Weinmüller und dem Münchner Kunsthandel aufbauen, die das Vorhaben auch wissenschaftlich begleitet.
Finanziert wird das Projekt vom Deutschen Zentrum Kulturgutverluste (DZK) auf Antrag Dr. Johannes Nathans, der die Forschungen beratend begleitet, und wird in Kooperation mit dem Lehrstuhl für Digitale Provenienzforschung an der Technischen Universität Berlin durch die beratende Begleitung von Prof. Dr. Meike Hopp durchgeführt. Die wissenschaftliche Leitung liegt bei Jan Thomas Köhler unterstützt durch die wissenschaftlichen Mitarbeiterin Anja Akikazu Matsuda sowie die studentische Hilfskraft Katharina Fehr.
Kooperierende Institutionen sind neben der Universitätsbibliothek Heidelberg das Zentralinstitut für Kunstgeschichte in München sowie das Holocaust Claims Processing Office durch Rebecca Friedman.